Die Bibliotheca Rudolphina ist ein interdisziplinäres Projekt, dessen Ziel die komplexe Vorstellung einer der kostbarsten in Polen befindlichen schlesischen Musikaliensammlungen aus dem 17. Jahrhundert darstellt, die von besonderer Bedeutung für die europäische Kultur ist. Das Projekt sieht die Sammlung aller zugänglichen Daten über die erhaltene Büchersammlung, die Digitalisierung und Zurverfügungstellung der gesamten erhalten gebliebenen Musikkollektion aus der Bibliothek des Herzogs Georg Rudolf von Liegnitz und die Suche nach den fehlenden Stimmen in den Bibliotheken der ganzen Welt vor. Schließlich soll die Internetseite www.rudolphina.pl eingerichtet werden, auf der die gesamten digitalisierten Materialien mit Metadaten, ein Katalog und die Beschreibung und Geschichte der Sammlung untergebracht werden. Dort werden auch Transkriptionen ausgewählter, bisher unveröffentlichter, Musikwerke zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen des Projekts wird eine Reihe von Konzerten veranstaltet, bei denen, nach mehreren Jahrhunderten, bisher unbekannte, hervorragende Renaissancewerke dargeboten werden. Deren Aufzeichnung auf 6 CDs gelangt danach zu den Audiosammlungen der wichtigsten Bibliotheken der Welt. Die Beschreibungen der polnischen Musikquellen dieser Kollektion werden in den internationalen RISM-Katalog in Frankfurt am Main aufgenommen.
Projektbestandteile:
- Digitalisierung der zu den größten Musiksammlungen
Europas im 17. Jahrhundert gehörenden und mehrere tausend Werke (derzeit 265 Volumina: Drucke und Handschriften) zählenden Kollektion, deren Teile in der Biblioteka Narodowa in Warszawa (Nationalbibliothek Warschau), bei der Towarzystwo Przyjaciół in Legnica (Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz), in der Biblioteka Uniwersytecka in Wrocław (Breslauer Universitätsbibliothek) und in der Biblioteka Uniwersytecka KUL (Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Lublin) aufbewahrt werden. Im Rahmen des Projekts werden die gesamten Breslauer (4750 Blätter), Liegnitzer (6500 Blätter) und Warschauer Bestände (13400 Blätter) gescannt. Die Lubliner Bestände (3000 Blätter) werden im Jahr 2014 digitalisiert und im Rahmen des Projekts der Lubelska Biblioteka Wirtualna (Lubliner Virtualbibliothek) zur Verfügung gestellt.
- Ergänzung der unvollständigen Kollektion der „Bibliotheca Rudolphina” um die fehlenden Stimmen im Zuge internationaler Musikologen-Recherchen unter der Leitung anerkannter Größen in diesem Bereich (Prof. R. Pośpiech von der Breslauer Universität, A. Kolbuszewska von der Breslauer Universitätsbibliothek und Dr. J. Byczkowska-Sztaba von der Warschauer Nationalbibliothek);
- Transkription ausgewählter Werke in eine moderne Notenschrift (T. Dobrzański,
P. Karpeta und Musikologen der Breslauer Universität);
- Veröffentlichung der digitalisierten Materialien, Angaben zu den Beständen und der geschaffenen Transkriptionen auf den Internetseiten des Projekts;
- Aufnahme von 6 CDs mit Werken der „Bibliotheca Rudolphina” in einer Auflage von je 1000 Exemplaren: 3 Platten sollen von den Cantores Minores Wratislavienses, einen seit 50 Jahren bestehenden, von E. Kajdasz gegründeten und seit 20 Jahren von Piotr Karpeta geleiteten Breslauer Kammerchor eingesungen werden. 3 Platten sollen von Ars Cantus aufgenommen werden, einer der besten polnischen Gesangstruppen, die alte Musik darbietet und die seit dem Jahr 2000 durch Tomasz Dobrzański geleitet wird;
- Reihe von 18 Konzerten (2 Serien von 3 Konzerten jeder Truppe jährlich, über einen Zeitraum von 3 Jahren), verbunden mit Multimediapräsentationen und Vorlesungen für die Hörer. Die Konzerte sollen in den Städten stattfinden, in denen sich die Bestände der „Bibliotheca Rudolphina” befinden, d.h. in Warszawa, Wrocław und Legnica.
- Versand der aufgenommenen Platten an ausgewählte Bibliotheken in der Welt;
- Veröffentlichung der Beschreibung der polnischen Musikquellen der „Bibliotheca Rudolphina” im internationalen Katalog RISM (Répertoire International des Sources Musicales), in dem sich bis dato nur 22 Positionen dieser Kollektion befinden.